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  • Führung

    Über mich

Faszination und Leidenschaft für die Natur sind meine Inspiration. Jeder Kurs, jede Führung, jede Begegnung – alles ist einzigartig, entspannend sowie gleichermaßen anregend und wiederholt sich niemals auf gleiche Weise.

Auf individuelle Angebote und persönliche Gestaltung lege ich großen Wert. Das sind wohl Gründe, warum viele meiner Kursteilnehmer gerne wieder kommen.


In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in der Verbindung mit dem Ganzen steht.
Johann Wolfgang von Goethe

Ich bin kein Freund von trockenen, streng sortierten Lebensläufen. Müsste ich meinen erzählen, würde er wohl aber auch (zu) viele Seiten füllen. Mir gefällt es besser an dieser Stelle von ein paar Geschichten und Erlebnissen aus meiner Kindheit zu berichten. Vielleicht finden Sie sich in der einen oder anderen sogar ein bisschen wieder…
Angela Marmor

Brot

Als ich ein Kind war, gab es beim Dorfbäcker zwei Sorten Brot – ein Roggen- und ein Mischbrot. Milchsemmeln, Schrippen mit und ohne Kümmel, Roggenstangen und Glatte oder Kaisersemmeln, Laugenbrezen…standen zur Auswahl, dazu noch Bamberger Hörnchen (damals habe ich sie geliebt) und Nussecken. Das war‘s im Wesentlichen… . Kuchen hat Mutter immer selber gebacken – ihn zu kaufen war Luxus und außerdem fanden wir ihn schon damals zu süß.

Dafür hat der Bäcker jeden der verschiedenen Teige selbst zubereitet, es gab noch keine Fertigmischung aus dem Sack und falls doch, hat er solches nicht verwendet. Gebäck nach alten Familienrezepten war nicht selten gut gehütetes Betriebsgeheimnis und der Stolz des Bäckermeisters.

In Unterhaidelbach – ein Dorf mit wenigen Häusern – gab es eine Bäckerei, die ein richtig gutes, lange haltbares Bauernbrot im Angebot hatte. Ich erinnere mich nur noch an eine einzige Sorte Semmeln – die man auch noch nach 3 Tagen gut essen konnte. Vermutlich gab es noch anderes, aber nur diese fanden mein Interesse. Meine Schwester fuhr – das ist jetzt über 40 Jahre her – alle zwei Wochen dorthin um uns mit Brot einzudecken.

Brot gebacken hat unsere Mutter nie – warum auch? Man konnte ja bei fast jedem Bäcker gutes Brot und Gebäck kaufen.

…Kindheitserinnerungen an guten Geschmack und auch an frühmorgendliche „Ausflüge“ zum Bäcker mit Jutetasche und ein paar Mark und Pfennig in der Hosentasche. Brause und Schaumküsse konnte man dort einzeln kaufen, auch lose Hefe vom großen Bäckerwürfel.

Schelte gab es von der Mutter, wenn sie mit dem Dampferl für den Hefekuchen auf mich warten musste, weil ich unterwegs am Bach Schiffchen fahren ließ und darüber die Zeit vergaß.

Trotz gelegentlicher Differenzen bezüglich der von Ihr verteilten Aufgaben und meiner Durchführungen war sie für mich eine Art wandelndes Lexikon Alleswissende Könnerin in Sachen Haushalt. Gefühlt gab es kein Lebensmittel, was sie nicht schmackhaft zu verarbeiten wusste und so gab es für uns jeden Tag abwechslungsreiche, regionale und saisonale Kost. Einen Teil davon bezogen wir aus dem Schrebergarten, den wir – na ja, eigentlich hauptsächlich meine Mutter – bewirtschaftete. Das lag nicht zuletzt daran, dass unser Vater zu Beginn der Ehe durch einen tragischen Unfall sein Augenlicht verloren hatte.

Kräuter

Schon als Kleinkind wurde ich dorthin gefahren, gezogen und geführt damit ich nicht unbeaufsichtigt allein war bzw. später irgendwelche Dummheiten anstellen konnte.

Meint große Schwester hatte verständlicher Weise nicht immer Zeit und Lust auf mich aufzupassen. So lernte ich bereits im zarten Alter im Reich der Gartenpflanzen zwischen „Gut und Böse“ zu unterscheiden. Auch wenn das Jäten nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung war, so hatte ich bald herausgefunden, wie man mit welchen Unkräutern verfahren musste und erledigte widerwillig aber schnell meine Pflichten.

Auf diese Weise sprang noch ausreichend Zeit für meine Naturforschungen heraus.

Während meine Mutter sich dem Gemüseanbau widmete, legte ich Terrarien in ausgebuddelten Erdgruben an. Im sandigen Boden war das keine schwere Arbeit. Ich fing Eidechsen, Grashüpfer, Laufkäfer, Ameisen, Regenwürmer und anderes Getier, das ich dann beobachtete. Auch wenn es mir wider besseres Wissen missfiel, musste ich alle gefangenen Tiere wieder frei lassen, bevor wir nach Hause gingen. So begann das Ganze beim nächsten Gartenbesuch aufs Neue. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen – das hörte ich oft.

In unserer Verpflegung fanden sich nur die klassischen Küchenkräuter und nur weniges wurde zu Hausmitteln verarbeitet. In Sachen Heilpflanzen hätte meine Oma sicher vieles berichten können. Leider ist sie gestorben als ich 11 Jahre alt war. Da hatte mich das natürlich noch nicht interessiert… So kannte ich also eine Vielzahl an Un- ,Wild- und Gartenkräutern, wusste aber nicht viel über deren mögliche Anwendungen. Es sollte mir später dennoch von Nutzen sein.

In unserem Garten gab es vom Schnittlauch über Kartoffeln, Bohnen, Kürbis (den mochte ich nicht wirklich) und verschiedene Beerenfrüchte ein reichhaltiges Angebot.

Nicht vorhanden waren irgendwelche Obstbäume. Da unsere Mutter auch Meisterin des sparsamen Haushaltens war, ist es nicht verwunderlich, dass wir dennoch immer zu einem reichhaltigen Obstangebot kamen.

Streuobstwiese

In reichen Obstjahren wurde uns von der umgebenden Nachbarschaft so manches an Obst angedient. Im Sommer unternahmen wir regelmäßig Streifzüge durch den angrenzenden Wald. Dort gab es je nach Jahreszeit Pilze, Heidelbeeren, Brombeeren, Waldhimbeeren oder Preiselbeeren zu finden. Das Heidelbeeren sammeln war mir – obwohl ich mich auf jeden Waldspaziergang freute – ein Greuel.  Jede/r bekam ein Sammelgefäß – nur mein Vater natürlich nicht – und MUSSTE es voll pflücken. Eher wurde der Heimweg nicht angetreten. Auch wenn ich immer das kleinste Milchkännchen hatte – es dauerte einfach eine Ewigkeit bis es voll war. Wie einfach waren da Zwetschgen vom verwilderten Bäumen oder Fallobst aus einem alten Obstgarten einzusammeln. Erleichtert wurde die Qual des Sammelns jedoch immer von den Gedanken an die folgende Verarbeitung der heimgebrachten Schätze.

Apfelstrudel, Zwetschgenkuchen, Marmelade oder Kompott für den Winter. So hat man es dann doch irgendwie ausgehalten.

Da wir in einer Mietswohnung wohnten, gab es etwas, wonach ich eine schier unstillbare Sehnsucht entwickelte: Feuer. Nicht mal im Hof durfte man nur Grillen (wir hatten ja aber eh keinen) geschweige denn ein Feuer machen.

Der Hausmeister hat die im Wohnblock wohnenden Kinder ja schon nur beim strengstens verbotenen Betreten des mickrigen Gänseblümchenrasens mit Blicken getötet. Ein Feuer irgendwo – undenkbar…

Es genügte mir natürlich nicht, im Winter ein Streichholz in den Holzofen im Wohnzimmer zu halten und im Herbst das Kartoffelkraut mit entfachen zu dürfen.

Ein richtiges Lagerfeuer machen – und drum herum sitzen, Stockbrot backen und wenn es kühl wird Hände und Füße wärmen. In mancherlei Hinsicht haben wir unser „Neandertalertum“ noch immer nicht ganz ablegen können. So wirkt offenes und ursprüngliches Feuer auf die meisten Menschen beruhigend wie faszinierend und verzaubert mit einer Art Magie.

Outdoorküche

So ist es also nicht verwunderlich, das mich dies Sehnsucht weiter begleitet hat.

Zum ersten Mal erinnere ich mich als Teenager an ein großes Kartoffelfeuer am Acker meiner Großeltern in dessen Glut wir Kartoffeln zum Essen gegart haben.

Als dann die „Sturm- und Drangzeit“ einsetzte und die ersten Partys bei Freunden gefeiert wurden, gab es ab und an Gelegenheit archaische Wärme aus lodernden Flammen zu erleben und romantische Abende zu genießen. Mutter wusste anhand des Geruches der Kleidung zu erraten, dass ich mich mal wieder an einem Feuer „herumgetrieben“ hatte. Selten genug ergab sich überhaupt Gelegenheit dazu, denn ich musste ja immer zu einer anständigen Zeit wieder zu Hause sein.

Für dieses Problem fand sich unlängst später eine unverhoffte Lösung, auf die ich an dieser Stelle jedoch nicht näher eingehen möchte… ;)

Mit dem Auszug aus dem behüteten Elternhaus, aus dem ich viel an Wissen und Selbstvertrauen mitnehmen konnte, kam die „große Freiheit“ – und das Feuer.

Im  ersten eigenen Garten musste sofort eine Feuerstelle her und die wurde nicht nur zum drum herum sitzen, sondern auch zum Kochen benutzt. Von einem Dutchoven hatte ich damals noch keine Ahnung und auch nicht, wie die Skandinavier, Ungarn, Kroaten oder Rumänen traditionelle Gerichte daran zubereiten. Bei Urlaubsreisen in diese und andere Länder stellte ich fest, dass man auch hier nur „mit Wasser“ kochte.

Die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens nimmt ihren Anfang mit dem Feuer und was sich da von der Steinzeit bis heute so alles zugetragen hat ist interessant und spannend wie ein Krimi. Nicht zuletzt brauchte es Feuer um die ersten Brote backen zu können und damit befinden wir uns wieder am Anfang meiner Geschichte.